Dringender Appell – Keine Kürzungen der Haushaltsmittel für die Jugendverbandsarbeit

Der aktuelle Haushaltsentwurf der Verwaltung für den Doppelhaushalt 2025/26 sieht gravierende Kürzungen vor, die die Kinder- und Jugendarbeit in Köln in ihrer Substanz gefährden. Besonders möchten wir
auf die geplante Kürzung der Mittel für die Jugendverbandsarbeit hinweisen, die eine Reduzierung des bisherigen Haushaltsansatzes um 32 % im Jahr 2026 vorsieht. Diese Kürzungen treffen unsere Arbeit unmittelbar und sind in ihrer Tragweite unverantwortlich. Vor dem Hintergrund der verschiedenen anhaltenden Krisen, die ehrenamtlichen Strukturen bereits stark belastet haben, und angesichts der allgemeinen Schwächung zivilgesellschaftlicher Organisationen ist ein solcher Schritt für uns existenzbedrohend.
Jugendverbandsarbeit – Ein unersetzlicher Pfeiler der Gesellschaft
Jugendverbandsarbeit bedeutet die Arbeit von Kindern und Jugendlichen in selbstorganisierten und selbstbestimmten Gruppen, also Demokratiebildung von Anfang an. Jugendverbandsarbeit ist kein pädagogisches Top-Down-Projekt, das sich je nach Haushaltslage hoch- oder runterskalieren lässt, sondern erfordert jahrelange Aufbauarbeit in Veedeln, an Schulen und umfasst damit den gesamten Sozialraum. Es muss für Kinder und Jugendliche normal sein, auf ein Sommerlager zu fahren, kleine Geschwister mitzubringen, zu lernen, die eigenen Räume und Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen und als junge Erwachsene selbst Verantwortung zu übernehmen.
Die Coronapandemie hat diese Strukturen bereits massiv geschwächt. Wir stehen vor der Herausforderung, ehrenamtliches Engagement wiederaufzubauen – eine Aufgabe, die durch Kürzungen dieser Größenordnung nahezu unmöglich wird. Eine Reduzierung um ein Drittel bedeutet nicht nur weniger Angebote, sondern in vielen Fällen das Ende unserer Strukturen.
Qualifizierung und Prävention – Verantwortung braucht Ressourcen
Die Schulung von Jugendleiter*innen und Präventionsmaßnahmen sind unverzichtbare Bestandteile unserer Arbeit. Sie erfordern professionelle Begleitung und langfristige Planung. Bereits jetzt binden administrative Aufgaben einen Großteil der hauptamtlichen Ressourcen. Mit einer Kürzung der Finanzierung um 32 % wäre eine verantwortungsvolle Qualifizierungsarbeit nicht mehr zu gewährleisten.
Freizeit darf kein Luxus sein
Wir Jugendverbände ermöglichen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer finanziellen Situation, an Ferienfreizeiten und Aktivitäten teilzunehmen. Die Realität der meisten Jugendverbände ist schon heute ein sehr überschaubarer Bürobetrieb und ein chronischer Mangel an administrativer Unterstützung des Ehrenamts. Die nun angekündigten Kürzungenim Bereich der Jugendverbandsarbeit und bei weiteren
Fördertöpfen wie der Stadtranderholung würden uns zwingen, Teilnahmebeiträge drastisch zu erhöhen, was gerade für Familien mit mehreren Kindern untragbar ist. Der in diesem Sommer aufgedeckte Skandal um Anbieter kommerzieller Ferienfreizeiten führt vor Augen, dass es für jugendverbandlich getragene Ferienlager keinen sinnvollen Ersatz gibt. Auch viele Angebote für Kinder und Jugendliche in den Schulferien werden nicht mehr finanzierbar sein. Alternativen wird es in Köln auch langfristig nicht geben, denn nur durch den hohen ehrenamtlichen Ressourceneinsatz sind unsere Maßnahmen überhaupt erschwinglich.
Sind die Strukturen einmal kaputt, werden sie in Köln in der Form nicht wiederaufzubauen sein.
Freiräume in Köln – Unverzichtbar für junge Menschen
Wir sind stolz darauf, viele selbstbestimmte Orte für Kinder und Jugendliche offen zu halten, die zuhause und in der Schule unter Druck stehen, zum Beispiel, weil sie queer sind oder sich nicht in traditionelle Rollenbilder einfügen wollen. Junge Menschen müssen Orte haben, an denen sie sich unverzweckt aufhalten können, Orte, an denen man sich selbstbestimmt ausprobieren und laut sein kann. Zur Senkung der Kosten werden uns neben drastischen Personaleinschnitten und Preiserhöhungen nur die Schließung und Aufgabe von Standorten der Jugendverbandsarbeit übrigbleiben. Wenn wir solche Strukturen aufgegeben
müssen, werden wir sie in Köln nicht wiederherstellen können.
Wir brauchen jetzt Euch – Gemeinsam für ein jugendgerechtes Köln
Die geplanten Kürzungen stehen im Widerspruch zu allen Zielen, die wir gemeinsam mit der Verwaltung und der Jugendpolitik in den letzten Jahren verfolgt haben: ein kinder- und jugendgerechtes Köln
und eine kinderfreundliche Kommune mit echter Beteiligung. Um diese Ziele zu erreichen, wre viel mehr eine Aufstockung im Bereich der Jugendarbeit notwendig. Der Sparhaushalt im Jugendbereich droht,
gemeinsam erreichte jahrelange Fortschritte zunichtezumachen.
Wir bitten Sie und Euch daher dringend:
Kölner Politik muss den Erhalt der Finanzierung der Jugendverbandsarbeit sicherstellen! Gemeinsam wollen wir Lösungen finden, um unser soziales Köln für Kinder und Jugendliche zu bewahren. Wir stehen jederzeit für Gespräche bereit.
Für die Jugendverbände in unserer Stadt
Benjamin Heidkamp, BDKJ Stadtverband Köln
Frieder Kurbjeweit, Sozialistische Jugend Deutschlands –Die Falken, Kreisverband Köln
Andrej Braun, Sportjugend Köln
Julia Körfgen, Evangelische Jugend Köln und Region
Katharina Sieben, DGB Jugend Köln
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